Das Team Schlegel hat uns über das Jahr hinweg immer auf dem Laufenden gehalten, wie es mit ihrer Neuerwerbung so vorangeht. Hier ein Kapitel, dass schon etwas her ist, aber durch ein Treffen bei "Bruckmüllers Fete" vor drei Wochen konnte man ergründen, dass die weiten des Internets eben doch tief sind und der Bericht nochmal auf die Reise geschickt werden muss. So, here we go, schon etwas her, aber trotzdem lesenswert. Der Reisebericht zum letzten Rennen der ATD in Mende/Sürfrankreich. Lest selbst:
Dragrace in Mende, September 2011.
Eigentlich wollten wir dieses Jahr, unter anderem, alle 4 Rennen der Trophée Francais fahren. Da uns aber beim ersten Anlass der Motor um die Ohren geflogen ist, mussten wir die mittleren 2 Rennen auslassen. Nach drei stattgefundenen Rennen fand man uns somit erst auf dem 12. Platz des Klassements.
Inzwischen ist der Motor repariert und wir konnten sogar in Hockenheim teilnehmen. Die dort gefahrenen Zeiten sind jedoch weit weg, von dem was wir uns vorgestellt und erwartet haben. Da waren wir ja mit dem alten Cougar schneller.
Mende war für uns die nächste Möglichkeit, weiter am Setup unseres Chevys zu arbeiten und weitere Problemfelder aufzudecken. Wir waren noch nie zuvor in Mende und hatten keine Ahnung, was uns da erwarten würde. Wir haben in Frankreich schon Pisten angetroffen, die aus Betonplatten bestanden und eine saumässige Traktion boten und die Räder über 200 Meter weit durchdrehen liessen. Aber egal, fahren wir die 650 km in den süden Frankreichs um unseren Chevy weiter zu verbessern.
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Freitag 09.09. sind wir um 06:30h Morgens Richtung Frankreich aufgebrochen...
Trotz bester Prognosen der Wetterfrösche, zeigte sich der Himmel eher von der zugeknöpften Seite und es war ziemlich kühl. Dies hat sich bis nach Chalon nicht geändert, was Martin die eine oder andere nicht ganz jugendfreie Bemerkung entlockte. Aber mehr und mehr begleitete uns die Sonne und so konnten wir unser feines Mittagessen kurz vor Lyon draussen bei herrlichen 27°C geniessen. Nach einem starken Espresso setzten wir die Fahrt fort und umrundeten das viel befahrene Lyon ohne gröbere Probleme. Lediglich die teilweise ziemlich aggressive Fahrweise anderer Verkehrsteilnehmer, die quetschen sich in der Kolonne einfach noch vor dich rein, zwangen uns zu dem einen oder anderen Stoppmanöver. Mit einem 3 Tonnen schweren Hänger im Schlepp nicht die angenehmste Übung.
Von St. Etienne weg war dann aber Feierabend mit gemütlicher Autobahnfahrt. Die 163 km bis Mende waren ein Auf und Ab. Von 700 Höhenmetern auf über 1200 Höhenmeter und wieder zurück usw. Mein Terracan wurde richtig gefordert. Auf jeden Fall mussten wir nicht Angst haben, in einer der vielen Geschwindigkeitskontrollen hängen zu bleiben. Der absolute Hammer war dann aber der Weg von Mende hinauf zum Flugplatz. In nur 3.5 km von 700 auf 1021 Höhenmeter im 1. Gang kriechend war schon grob. Der Terracan gab alles.
Nach dem Aufstellen unseres Camps haben wir einen Rundgang durchs Fahrerlager gemacht. Wir haben viele vertraute Gesichter gesehen und einen herzlichen Empfang erlebt. Insofern ist Frankreich einfach immer wieder ein Erlebnis. Die dort erlebte Freundlichkeit und Kollegialität ist immer wieder was ganz tolles und das „ah, les Suisses“ hat uns das ganze Wochenende begleitet. Ein Riesengrosses Lächeln hat uns aber die Besichtigung der Rennstrecke ins Gesicht gezaubert. Der Start der leicht ansteigenden Flugzeugpiste glänzte im Mondlicht vor uns. Der grosszügig verteilte Leim liess die Schuhe kleben und verhiess einen fantastischen Grip.
Die technische Abnahme am Samstag Morgen ging mit der einzigen Frage „habt ihr seit dem letzten Mal was am Fahrzeug geändert“ unbürokratisch schnell über die Bühne. Auf den Tipp erfahrener Mende Teilnehmer zum Fahren in dieser Höhe haben wir, entgegen unserer Meinung, grössere Düsen verbaut. Nach einer kurzen Kontrolle und einem warm up konnten wir schon zum 1. Qualilauf antreten. Die noch relativ kühlen Temperaturen verhinderten einen guten Grip und mit gefahrenen 9.7 Sek. waren wir weit von unserem Index von 8.99 Sek. entfernt. Auch der Burnout war alles andere als optimal. Also zurück ins Camp, nochmals grössere Düsen verbaut und für einen besseren Grip nochmals den Luftdruck der hinteren Räder gesenkt.
Es wurde wärmer und wärmer und damit der Grip immer besser. Auch beim 2. Qualilauf war der Burnout nicht gewaltig. Das aus dem Cougar übernommene Getriebe hat einfach einen zu kurzen ersten Gang und der grosse Motor kann sein Drehmoment gar nicht umsetzen. Auf diese Weise verlieren wir beim Start wertvolle Zeit, die wir beim Run nie mehr wett machen können. Die gefahrene Zeit von 9.504 Sek. bestätigte dies trotz tollem Grip. Ausserdem wirkt der Motor in höheren Drehzahlen ziemlich träge. Es fehlt einfach an Power. Wieder im Camp angekommen haben wir sofort kleinere Düsen verbaut. Nun folgten wir unserer Logik. Dünnere Luft benötigt nicht so viel Treibstoff, sonst stimmt die Mischung einfach nicht. Ergo müssen die Löcher kleiner sein.
Vom 3. Qualilauf an hat Martin dann im 2. Gang geburnt und siehe da, es qualmte dass es eine wahre Freude war. Dank der Sonne und angenehmen 27°C war der Grip absolut fantastisch. Viele Teilnehmer fuhren die 60’ Fuss schneller als in Hockenheim. Martin war kaum mehr zu halten und produzierte einen Frühstart. Dank dem Redlight habe ich keine Zeit für diesen Lauf.
Zwischen dem 3. und 4. Qualilauf hatten wir dann eine Fotosession. Wie im Jahr 2009, als der Cougar im Französischen Magazin Rod & Kustom erschien, hat man uns dies nun auch für den Chevy angeboten. In Begleitung eines professionellen Fotografen hat uns der Chefredaktor Jean-Paul Milhe auf einen Helikopterlandeplatz ausserhalb des Renngeländes gebeten. Also haben wir den Chevy durchs ansteigende Grasland gezogen und sauber platziert. Aus der angesagten halben Stunde wurde dann eine ganze und der nächste Qualilauf würde in Bälde anstehen. Also haben wir gleich im Gelände nachgetankt und nochmals kleinere Düsen verbaut, wobei der Fotograf alles auf Bild festgehalten hat. Vermutlich wird dieser Beitrag in der November-Ausgabe zu sehen sein. Wir sind gespannt.
Alsdann hat Martin seinen Chevy gegen den Startpunkt gesteuert und ist die Rasenpiste runtergerumpelt. Kurz vor dem Vorstart ist der Chevy dann im ebenen Gelände stehen geblieben und Martin ist den Rest mit röhrendem Motor unter die Räder genommen. Unter lautem Lachen hat uns dann der Präsident der ATD (Association Trophée Dragster) gefragt, ob wir nebenbei noch an Geländeprüfungen teilnehmen würden.
In der Hoffnung, dass die Batterie mitmachen würde (keine Lichtmaschine und keine neue Ladung) sind wir dann den 4. Qualilauf angegangen. Mit einem sauberen Burnout und sehr gutem Grip hat Martin eine 9.494 Kek. gefahren. Und wieder liess der Motor im oberen Drehzahlbereich Leistung vermissen.
Nach diesem letzten Qualilauf am Samstag haben wir dann den Chevy abgecheckt. Dabei haben wir festgestellt, dass uns der Benzindruck bei laufendem Motor kontinuierlich absinkt. Von den üblichen 9 Bar Druck waren gerade noch deren 6 übrig. Also haben wir den Benzindruck wieder raufgestellt, alles kontrolliert und sind dann zum gemütlichen Teil des Abends übergegangen.
Der Sonntag empfing uns dann mit ziemlich bedecktem Himmel. Auf den Nachmittag waren Gewitter angedroht, aber es war wenigstens warm. So konnte Martin den 5. und letzten Qualilauf angehen. Ein sehr guter Burnout und sehr guter Grip resultierten dann in einer 9.333 Sek. . Unsere Bemühungen vom Vorabend schienen in die richtige Richtung zu gehen.
Eine neuerliche Kontrolle des Benzindruckes hingegen zeigte wieder einen Abfall auf 7 bar. Vermutlich ist der Benzinfilter zu und kein Ersatz dabei (das lehrt uns für das nächste Mal). Also Benzindruck nochmals hochgeschraubt und die Zündung von 28° auf 30° vorgestellt.
"Mit einem Grinsen im Gesicht hat uns Eric bekannt gegeben, dass er unser Konkurrent im 1. Eliminationslauf sein würde. Ein Dragster mit etwa 2000 PS, einem Index von 8.14 und einer schnellsten gefahrenen Zeit von knapp 7.7 Sek. wird ein harter Brocken für uns werden. Eric hat für diesen run seinen Index dem unseren angepasst. Im Wissen, dass wir unseren Index von 8.99 Sek. eh nicht erreichen können, kann er mit uns spielen. Eine gleichmässige Fahrt neben uns und ein kleiner Gasstoss kurz vor dem Ziel wird ihn gewinnen lassen. Den werden wir wohl nur mit einer fantastischen Reaktionszeit abfangen können, wobei Martin das Risiko eines Redlights bewusst eingeht. Und so kam es dann auch. 4/1000 Sek. zu früh gestartet haben wir unseren 1. Eli-Lauf mit einer guten 9.211 mit red light verloren. Damit war das Rennen für uns gelaufen.
Nach einem guten Bier haben wir dann gepackt und uns auf die wellige Heimfahrt gemacht. Da wir dieses Wochenende nicht zu viel geschlafen haben und ich nicht die ganze Nacht durchfahren wollte, haben wir in der Höhe von St. Etienne fantastisch zu Abend gegessen und dort gleich übernachtet. In der Mitte eines kleinen Dreierzimmers liegend wurde ich dann von meinen Kollegen mit starken Sägeähnlichen Geräuschen „sanft“ in den Schlaf gewiegt.
Nach einem guten Frühstück sind wir weiter gefahren, wobei uns immer dickere bläuliche Rauchschwaden begleitet haben. Mein Terracan hat wohl zu viel am V8-Mythos geschnuppert und seinen Verbrauch auch auf über 30 Liter gehoben. Irgendwo muss sich ein Leck aufgetan haben, dass den Diesel grosszügig verteilt hat. Unser Anhänger wird auf jeden Fall nicht mehr so schnell rosten.
Wir sind zwar nicht so weit gekommen wie wir wollten, haben uns aber mit 2 von 4 gefahrenen Rennen in der Endwertung auf den 8. Platz geschoben. Aber wir konnten viele Erkenntnisse gewinnen und das war ja eigentlich auch der Sinn dieses Rennjahres 2011. Wir werden über den Winter das zu kurz übersetzte Getriebe und den zu kleinen Wandler aus dem Cougar ersetzen und auch einen besseren Vergaser verbauen, damit unser OLD SMUGGLER oben raus nicht mehr verhungert. Weiter werden wir eine Öl-Vakuumpumpe und eine kleine Lichtmaschine verbauen und sonst noch ein paar Dinge bereinigen. Auch der Fahrerplatz will optimiert werden, war der frühere Besitzer doch etwas kleiner als Martin. Damit hoffen wir gestärkt in die neue Saison 2012 zu starten und langsam zu einem ernst zu nehmenden Gegner zu werden. Nur ein schönes Fahrzeug zu haben reicht halt einfach nicht.
Grüße, Söndy"
Text und Bilder, Team Schlegel