Rainer Ziegler, Laichingen / Suppingen (zwischen Stuttgart und Ulm) Baujahr 1957, Frontenginedragster Pilot, Nostalgia Dragracer, oder wie kommt man dazu einen uralten Slingshot zu pilotieren?

Sag mal Rainer, wie kommt man dazu sich in einen 43 Jahre alten Slingshot zu setzen und am Kabel zu ziehen?

Ziegler

„Es beginnt Mitte der 60er, ich bin noch ein kleiner Steppke und gehe in die Volksschule. Ich bin abends im Wohnzimmer als zufällig im Fernsehen (es gibt damals nur 2 oder 3 Programme, natürlich noch schwarz/ weiß, ihr erinnert euch) ein kurzer Bericht über Dragster in den USA kommt. Das sind natürlich Slingshots, es gibt noch keine Rearenginedragster. Wir haben in der Schule noch tagelang gestritten wie man so schnell wegfahren kann und es gibt die wildesten Theorien. Zum Beispiel ist die Hauptmeinung, dass der Dragster auf Rollen hochdreht und die werden dann in den Boden gelassen. LOOOOOOL, ich hab das nicht geglaubt. Der Fernsehbericht hat mich dann mein Leben lang nicht mehr losgelassen, allerdings hab ich niemals daran geglaubt dass ich so ein Fahrzeug mal selber fahre, das ist damals Lichtjahre weg“.

Ziegler

Dieser Steppke geht nach der Volksschule auf das Gymnasium. Zu viele anders gelagerte Interessen lassen ihn dann diese Schule nicht mit einem Abschluss beenden. Rainer meint dazu, dass viel Feiern und mit ollen Moppeds herumdüsen ihn von der Schule fliegen lassen. Danach hat er dann zwei Ausbildungen gemacht. Automechaniker und Autoelektriker. Das ist doch mal eine solide Basis für sein derzeitiges Hobby...

1984 hat er sich seinen ersten Amischlitten geleistet, beeinflusst von Filmen wie „Vanishing Point“, zu Deutsch „Fluchtpunkt San Francisco“. Mitte der Achtziger dann aktiver Beschleunigungsrennfahrer als Public Racer in Giebelstadt und Hockenheim mit einem 73er Challenger. Die Kiste hatte einen 318er Motor, also ein waschechter 14 Sekunden „Sleeper“. Ende der 80er war dann Schluss damit, die Selbständigkeit mit eigener US Car Werkstatt ruft und es muss investiert werden. Kein Platz mehr für das Hobby. Anfang der 90er hat Rainer dann mit Fallschirmspringen begonnen („Der Kick beim Exit ist vergleichbar mit dem Start beim Dragracing“). Nach ein paar Jahren wird das aber langweilig und dieses Hobby wird eingestellt.

Ziegler

Dann geht es wieder in Richtung Motorsport. Ich bin auf Einladung eines Kunden als Gast nach Spa zum Oldtimergrandprix gekommen. Das ließ mich total durchdrehen. Speziell die 70er Jahre Can Am Rennboliden mit gestrokten 454 cui Chevys auf 9,5 Liter Hubraum sind der Hammer.

„Wenn so was vorbeifährt platzt dir der Sack (ich kann das nur bestätigen, dieser kernige Sound, die Optik… argh, bald ist wieder „Jim Clark Revival“ in Hockenheim > Markus). Der Kunde hat ein paar historische Renner, welche von Rainer betreut werden.

„Ich war von dem Rennen so angefixt, dass ich meine Lizenz gemacht habe und mir über 7 Jahre einen 65er Plymouth Barracuda GT mit FIA Wagenpass aufgebaut habe.“

Als er endlich fertig ist kommt sein alter Traum (Slingshot) wieder durch und nun richtig. Ein Jahr hat er im Netz nach dem passenden Sportgerät gesucht „bis ich meinen in Denver / Colorado gefunden habe. Nachdem ich die Bilder gesehen habe war es für mich sofort klar, DAS IST ER!!!“

Ziegler

Über den Transport nach Deutschland könnte Rainer ein Buch schreiben. Nur als Beispiel wollte das Amerikanische Ausfuhramt einen Tachostand des Wagend haben.

„Ende 2009 ist er endlich da. Der erste Einsatz kommt gleich im Oktober, beim Flugplatzblasen in Elchingen. Erster Lauf und trotz Problemen mit der Motoreinstellung und der Transbrake hat er seine Feuertaufe bestanden. Der „DUDE“ hat die Taufe bestanden, ja, der DUDE, nicht der DUKE… (Big Lebowski, White Russian und so). Doch von Beginn an immer wieder das gleiche Problem. Enginestall nach dem Burnout.

Wir haben immer wieder an der Einspritzanlage rumgestellt, vor zwei Jahren hab ich mal den Motor teilweise überholt, neue Lager und Ringe sind hineingewandert, die Laufwege gehont, die Zylinder waren aber schon ganz schön ausgenudelt. Trotz all dem Aufwand, mal tritt der Fehler auf, mal nicht. Normalerweise ist der Motor dann immer wieder angelaufen, die Sache steht unter Beobachtung. “

In Bechyne 2012 bei den Grand Nationals kommt dann aber was natürlich irgendwann kommen muss: Enginestall nach Burnout und NICHT mehr angelaufen. Aus in Runde eins im Feld der Supro ET Klasse. Danach Krisensitzung und Analyse, mit dem Ergebnis: „Es muss eine Mischung aus den ausgelaufenen Zylindern und Fuel - Sloshpulling sein. Wenn ich nach dem Burnout die Drosselklappen schließe, zieht er vermutlich Öl in die Brennräume und das Feuer geht aus. Der Tank scheint eine Fehlkonstruktion zu sein, der ist nicht von mir gebaut worden.“

Rainer erklärt uns  Fuel – Sloshpulling:

„Das bedeutet, dass beim Anhalten nach dem Burnout das Methanol nach Vorne schwappt und die Pumpe kurz Luft zieht. Das Ergebnis ist bekannt.“

Nach dieser Analyse heißt es: „Saison beendet. Leider habe ich noch keinen Ersatzmotor, auch bei mir wächst das Geld nicht auf den Bäumen.“

Wie ist das so, wenn man in Runde eins nach dem Burnout kampflos die Segel streichen muss?

„Wenn Du in dem Karren sitzt und diese Scheiße passiert, dass du direkt vor dem Lauf abbrechen musst, willst du nicht da sein. Deshalb bekommt der Motor jetzt neue schöne Zylinderlaufbahnen und neue Kolben. Die Brennstoffversorgungsanlage wird umgebaut und damit hoffen wir, dass so langsam Ruhe einkehrt. Bis auf diesen Kackfehler läuft der Karren wie ein Uhrwerk.“

Erzähl doch kurz was zu deinem Team:

„Ich habe mittlerweile den 2. Crewchief, Nickname ist Foixn, ansonsten geht Mal der eine oder andere mit, Ziel wäre natürlich schon eine feste Mannschaft zu haben. Das kommt hoffentlich auch noch. Es sollten schon 2 Mann am Vorstart sein, es geht schon mit einem aber da muss Foixn voll am Rad drehen. Ich schaue für die Zukunft schon dass wir mehr sind.“

So viel für heute, Rainer möchte uns und euch über die Saison hinweg auf dem Laufenden halten, das freut hoffentlich nicht nur uns.

Falls jemand dem Team beitreten möchte, hier die HP des Teams.

Markus Münch Text und Bilder

 

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